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Juhu, Schulfrei! Ach nee

Zwei Wochen keine Schule. Hört sich erstmal toll an. Zwei Wochen chillen, sich mit Freunden treffen, shoppen gehen, vielleicht spontan in den Urlaub fahren? Tja, so würde das ganze vielleicht aussehen, wenn wir wirklich keine Schule hätten UND, wenn das ganze nicht zu Stande gekommen wäre, weil die Menschheit vor einer ziemlich schwierigen Situation steht. Stattdessen läuft unser Leben seit 14 Tagen ganz anders ab. In den Nachrichten gibt es nur noch ein einziges Thema. Expertengruppen werden gebildet, um vor der Bevölkerung zu diskutieren, wie es weiter geht. Im Internet werden Fotos von leeren Supermarktregalen gezeigt, die dafür sorgen, dass noch mehr Menschen einer Panik-Einkaufstour verfallen. Und all das bei 1 – 2 Metern Sicherheitsabstand.
Kurz gesagt: Unsere Welt steht Kopf.

Ich möchte hier keinen Vortrag über Auswirkungen und Symptome des Virus halten, so weit, wie die Massenpanik inzwischen verbreitet ist, kennt ihr wahrscheinlich eh schon jedes kleine Detail. Stattdessen möchte ich über etwas schreiben, was den meisten von uns viel näher ist. Zuhause sitzen, von den Lehrern mit Schulmaterial zugebombt werden und sich fast täglich mit der Familie in die Haare kriegen. 
Immer wieder erwische ich mich selbst bei Sätzen wie: „Ach, Mathe kann ich auch noch heute Nachmittag machen.“ Oder „Dann schick ich das halt morgen ab, jetzt kann ich mich eh nicht mehr konzentrieren.“  Plötzlich wird von uns eine Selbstdisziplin wie im Studium verlangt. Von den Größten und von den Kleinsten. Wenn es nicht die Eltern machen, dann sitzt in dieser Zeit keiner vor dir und sagt dir welche Aufgaben du jetzt machen musst, damit die Zeit am besten genutzt wird. Genauso wenig, wie man dich daran hindert, doch mal „kurz“ das Handy anzumachen und in dem ewigen Kreislauf zwischen Instagram, Snapchat und YouTube zu versinken.

Im Internet hört man momentan Sprüchen wie: „Nutzt die Zeit für Dinge die ihr schon ewig vor euch her schiebt.“ Aber mal ehrlich, wir haben super viele Schulaufgaben und fast nur unangenehme Themen in den Medien, und dann sollen wir auch noch lästige Aufgaben, wie Schrank aufräumen oder Bücher aussortieren abhaken? Eher nicht!

Mal im Ernst, das was wir gerade durchmachen ist absolut beschissen! Aber bevor wir jetzt unsere Lehrer beschimpfen, dass sie uns zu viele Aufgaben geben, uns mit anderen im Supermarkt um Klopapier prügeln, oder zum hundertsten Mal versuchen unseren Eltern beizubringen, dass man an so eine Tür anklopfen kann, sollten wir die Entschleunigung unseres Lebens genießen. Die moderne Welt ist hektisch. Wir eilen von einem Termin zum anderen und vergessen dabei die Dinge, die uns wirklich wichtig sein sollten. Wir bauen unheimlichen Stress auf und lassen ihn oftmals an den falschen Personen aus. Wir vergessen zu essen, zu schlafen, zu atmen, weil unsere Gedanken um die nächsten Prüfungen oder unangenehmen Gespräche kreisen. Wenn man das alles so hört, ist es verglichen mit der aktuellen Situation garnicht so viel weniger dramatisch, oder?

Diese Krise bringt viel schlechtes mit sich. Und ich denke, ich muss niemandem hier Beispiele dafür nennen. Aber auch gute Dinge kommen zum Vorschein. Wir schätzen auf einmal die Krankenpfleger, Verkäufer und Postboten. Wir wissen inzwischen, wie wertvoll Umarmungen, ein Schulterklopfer oder ein Händedruck ist. Wir gönnen uns endlich mal wieder Zeit für uns selbst. Wir haben gelernt zusammen zu halten.

Unsere Philosophielehrer würden sich jetzt bestimmt gerne darüber unterhalten, ob die Welt so eine Ausnahmesituation mal nötig hatte. Unsere Mathelehrer sitzen wahrscheinlich zuhause und rechnen den weiteren Verlauf der Krankheit aus. Und unsere Lehrer für Politik könnten bald mit der Frage zu euch kommen, in welchem Artikel des Bundesgesetzes steht, das die Versammlungsfreiheit jetzt eingeschränkt werden darf. Was sie euch momentan auch zumuten, denkt dran es sind auch nur Menschen. Nicht nur wir Schüler haben so etwas noch nie erlebt, sondern auch sie. Niemand von ihnen weiß, ob ihr euch langweilt und mehr Aufgaben wollt, oder ob ihr gedanklich ganz anders beschäftigt seid. Wahrscheinlich meinen es im Moment alle nur gut.

Ich versuche nicht das ganze Thema zu beschönigen. Ganz und gar nicht. Aber ich denke, wenn es eine höhere Macht, wie einen Gott oder ähnliches gibt, dann wollte sie uns hiermit sagen, dass wir so etwas nötig hatten. Und denkt nur einmal daran, was das für ein mega Sommer wird, wenn wir bis dahin wieder raus dürfen!

Also, haltet durch, „nutzt die Zeit“, denkt daran, dass es immer Menschen gibt, denen es schlechter geht, als euch in diesem Moment und hofft mit mir, das die Welt sich durch diese Krise ein bisschen mehr zusammen schweißt.

Noch nie war gutes Tun so einfach.

Rebecca Lüken

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