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Geschlechterneutrale Toiletten – einfach und notwendig

 

In Berlin gibt es jetzt die erste Schule mit geschlechterneutralen Toiletten. In vielen Ämtern und anderen Bereichen gibt es gar keine geschlechtergetrennten Toiletten. Warum dies eine gute Idee und gar nicht so schwer, eigentlich voll einfach zu bewerkstelligen ist, erläutere ich hier.


Ich hasse es, in der Schule auf Toilette zu gehen. Werde ich komisch angeguckt, fühle ich mich unwohl, werde ich nicht komisch angeguckt, fühle ich mich ebenfalls unwohl, da die Menschen dann wohl denken, ich sei ein Mädchen.

Ich würde mich deutlich wohler fühlen, wenn wir Toiletten hätten, die nicht gleich dein Geschlecht aussagen. Und ich bin mir sehr sicher, dass es vielen anderen auch so geht. Für viele Trans*-Menschen ist der Gang auf die Toilette, ein Grundbedürfnis wohlgemerkt, mit Unwohlsein verbunden. Du musst dich für ein binäres Geschlecht entscheiden und alle anderen Menschen, die dich dann sehen, denken dann du seist dieses Geschlecht, obwohl dies eventuell gar nicht der Fall ist.

Und wo gehen non-binary Menschen hin? Auf’s Jungs oder Mädchen Klo? „Toll“ würden viele sagen, du hast die freie Auswahl. So einfach ist das aber nicht. Du fühlst dich immer unwohl. Du wirst immer komisch angeguckt oder angesprochen, ob du sicher seist, dass das die richtige Toilette ist. Was sollst du dann antworten? Ja? Aber dem ist ja nicht so. Nein? Dann fragen dich die Menschen, warum du dann da bist. Im Zweifelsfall lässt du anderen Menschen dir eine falsche Geschlechtsidentität zu schreiben, was sehr schmerzhaft sein kann.


Gehen wir mal von Problemen von Trans*-Menschen und Toiletten weg. Was ist der Sinn die Toiletten zu trennen? Zuhause gehen wir doch auch alle auf eine Toilette? Zudem haben die Toiletten alle eigene Räume. Da solltest du gut genug geschützt sein. Und vor was möchtest du dich schützen? Vor Übergriffen? Okay, aber ändert sich das, wenn sich beim Waschbecken auch Personen anderen Geschlechtes aufhalten? Dann sollte eher das Problem an der Wurzel gepackt werden und nicht die Toiletten nach Geschlechtern getrennt werden. Übergriffe passieren auch woanders. Es ist wichtig, dass das Problem angegangen wird, die Toiletten deswegen zu trennen löst es aber nicht.


Weiterhin unterstützt das Trennen der Toiletten noch einmal mehr das (starke) Unterscheiden von Geschlechtern, was aber inzwischen etwas überholt ist. Und meiner Meinung nach, sollte die Unterscheidung nur da gemacht werden, wo sie absolut nötig ist – beispielsweise bei Untersuchungen oder allgemein im medizinischen Bereich mit Medikamenten, Symptomen und Behandlungen, wo es schon Unterschiede gibt, wie der Körper reagiert. Allerdings sollte auch da geguckt werden, inwieweit dies nötig ist.

Ich glaube, das Problem ist viel eher, dass Menschen sich so daran gewöhnt haben. Es ist eine Gewöhnungssache, die geändert werden kann und für welche, mal genauer betrachtet, kein starkes und haltbares Argument vorliegt. Warum ändern wir es also nicht jetzt?

Zu aller erst, es gibt verschiedene Konzepte, wie geschlechterneutrale Toiletten umgesetzt werden können. An der Schule in Berlin wurden einfach ein paar Toilettenräume unbenannt. An der Tür steht jetzt „Toilette für alle“. In anderen Bereichen gibt es noch Toiletten für Jungs und Mädchen getrennt.

Eine andere Möglichkeit wäre es, wie es bei den neuen öffentlichen Toiletten ist, Räume mit Sitzklos und Pissoirs zu machen. Da wird dann nur zwischen den Toilettenarten unterschieden. Dies würde allerdings einen Umbau erfordern, was die erste Lösung nicht benötigen würde.

Die wenigsten wissen es wahrscheinlich nicht, aber wir hatten schon geschlechterneutrale Toiletten an der Schule, wenn auch nur für ein paar Tage in den Ferien. Zu Beginn 2020 gab es von „Fridays For Future“ einen Kongress, wo die Räume des Linken Flügels unserer Schule zum Schlafen benutzt werden durften. Dafür wurden die Toiletten im 1. Stock offen für alle gemacht und im Erdgeschoss hat es eine FINTA* (Female, Inter, Non-binary, Trans*, Agender, *)- und eine MINTA* (Male, Inter, Non-Binary, Trans*, Agender, *)-Toilette gegeben.

Dies wäre ein Konzept, was leicht mit dem Ändern der Schilder umzusetzen ist. Wir könnten die Toiletten im Erdgeschoss getrennt lassen, für Menschen, die sich dann wohler fühlen und im 1. Stock könnten die Toiletten für alle geöffnet werden, um so alle Menschen einen angenehmeren Toilettengang ohne Dysphoria oder Unwohlsein zu ermöglichen.

Mit diesem Konzept sollten alle Menschen bedient werden. Für Menschen, die lieber auf komplett getrennte Toiletten gehen, gäbe es eine Möglichkeit und für Menschen, denen das egal ist oder die INTA* sind, gäbe es ebenfalls eine Möglichkeit. Wenn es gewollt ist, sollte es auch möglich sein Toiletten für INTA*-only zu machen.

Denn letztendlich sollte die Schule, in der wir so viel Zeit verbringen, ein Ort sein, an dem wir uns wohlfühlen.


Janne 10MT

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